Pressespiegel zum Bachmannpreis für Nora Gomringer

Der Bachmannpreis für Nora Gomringer sorgte naturgemäß für einiges Rauschen im Blätterwald. Hier eine kleine Auswahl an Pressestimmen.

»In einer Montage aus Stimmen und Medientexten, die an Alfred Döblin erinnert, kreist der Text um die Schuldfrage nicht nur der Mitbewohner, sondern letztlich sogar der Rezipienten des Textes, der auf immer neuen Beobachterebenen selbst reflektiert, verschiedene Stillagen integriert und zwischen Humor und tiefem Ernst changiert.« (Jan Wiele, FAZ)

»Als Nora Gomringer, gleich als Zweite im ausgelosten Tournament, ihre verblüffende Recherche vortrug, überbot man sich gegenseitig an Preis und Ehr: Eine Verstörungskomödie(Sandra Kegel); ein Hörspiel, das den Raum als Kunstwerk ausfüllen könnte (Winkels); der Schweizer Juri Steiner war völlig losgelöst und erblickte gar ein kosmisches Experiment. […] tatsächlich ein virtuoses Erzählkunststück auf engstem Raum. […] eine zutiefst tragische Geschichte im hochkomischen Register, hüpft leichtfüßig auf diversen Metaebenen, dem Verhältnis von Mündlichkeit und Schrift etwa oder dem von Journalismus und Dichtung.« (Richard Kämmerlings, Die Welt)

»Die Jury lobte die vielstimmige Verstörungskomödie als Werk voller Anspielungen mit ständigem Perspektivwechsel. Gomringers Stimme sei stark, klug und präsent, heißt es weiter.« (Süddeutsche Zeitung)

»Nicht nur durch die Zuhilfename von Nora Bossong, auch durch andere grelle Effekte wie den Tod eines dreizehnjährigen Jungen oder eine Anspielung auf den Co-Piloten der Germanwings-Maschine betreibt Gomringer in ihrem Text vor allem eines: eine Kritik – nicht im Sinne von Verurteilung, sondern von Freilegung der Prinzipien – unserer Sehgewohnheiten, nicht nur in der Literatur.« (Wiebke Porombka, Zeit Online)

»Dass aber Gomringer die Wettbewerbssituation und den Raum, in dem sie sich selbst fünf Tage lang bewegte, in ihren Text spiegelt, passte gerade dieses Mal perfekt. […] Das Schöne an Gomringers Recherche ist, dass sie still gelesen tatsächlich ähnlich gut funktioniert wie bei ihrem Auftritt am Donnerstag.« (Gerrit Bartels, Der Tagesspiegel)

»Mit Favoritenpotenzial und einer Wucht trägt sie ihren Text vor, dass es Bravo-Rufe gibt und der Applaus euphorischer wird als man es für möglich halten würde in diesem stickigen Raum, die Strahlerhitze prallt von oben, die Sommerhitze von außen. […] Überhaupt wird in diesem zweiten, vorgetragenen Werk alles zum Spiel, Literatur in der Literatur in der Literatur, heißt es in der Jury, mitsamt Bezügen zur Branche und zum Bachmann-Preis selbst. Das ist Dada, das ist kunstvoll und humorvoll, das ist Nachdenken über die Tätigkeit, die die Touristen dieser Stadt momentan dauerbeschäftigt […] Eine meisterlich gemachte Stimmenvielfalt. Raffiniert abgründig. Dass dieser Text keine Rettung braucht, ist klar.« (Annabelle Seubert, TAZ)

»Indem Gomringer den Text ins Komische kippen liess und damit laufend Gelächter im Saal hervorrief, zwang sie ihre Zuhörer in die Komplizenschaft mit dem verlogenen, jämmerlichen oder skurrilen Personal dieser Recherche – und offenbarte im performativen Nachvollzug die manipulativen Möglichkeiten der Sprache. Für diesen Text, der in existenzielle Abgründe blickt und die Abgründe wiederum in sich selbst anlegt, der damit eine poetische Selbstbefragung par excellence vorführt und zugleich den Leser und die Zuhörerin dazu herausfordert, hat Nora Gomringer den mit 25 000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis 2015 erhalten.« (Roman Bucheli, NZZ)

»Ihr Text ist eine Art Hörspiel, ein literarischer Soundtrack. […] Gomringer benutzt Sprechweisen der experimentellen Avantgarde, um das Versagen der Sprache vor einer solchen Tragödie zu thematisieren und zugleich komisch zu brechen.« (Christopher Schmidt, Süddeutsche Zeitung (nur print))

Nora Gomringers Bachmanntext erscheint in wenigen Tagen als E-Book und enhanced E-Book sowie im Herbst in ihrem neuen Buch »Ich bin doch nicht hier, um sie zu amüsieren«.

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