Mittwoch, 14.3.
Standaufbau, wie immer. Danke einmal mehr an Thorsten und Stephan für die Hilfe! Besonderheit dieses Mal: zwei Fernsehteams gleichzeitig bei uns am Stand, um uns von der Arbeit abzuhalten zu interviewen: Ein Team von ARD Aktuell und Leipzig Fernsehen mit Tim Thoelke (Link).
Donnerstag, 15.3.
Traditionell der Tag mit den meisten Gesprächen und Terminen. So auch dieses Jahr. Aber erst einmal kam Tube mit dem morgendlichen Connex aus Berlin, in dem er wie er berichtete, eine gute Lesung seinem neuen Roman »Das Fehlerchen« hatte, er wurde von mehreren Fahrgästen auf das Buch angesprochen. 10.30 Uhr gings dann für ihn gleich auf die Leseinsel Junge Verlage.
Mittags Besuch von Kulturstaatsminister Neumann, der erste von zwei Politikerbesuchen heute (später die Ministerin für Wissenschaft und Kunst in Sachsen). Wir erzählten etwas von unserer Arbeit und speziell vom Comicroman Alois Nebel, da Jaroslav Rudiš auch mit am Stand war.
Anschließend haben Jaroslav und ich auf der Leseinsel ein kurzweiliges Gespräch über Alois Nebel geführt.
Am frühen Nachmittag ein persönliches Messehighlight: das Panel »Glänzende Geschäfte – über die Zukunft unabhängiger Verlage«. Mit dabei die Verleger Dennis Loy Johnson (Melville House, New York), Elisabeth Ruge (ehemals Berlin Verlag, jetzt Hanser Berlin) und Wendelin Hess (Echtzeit, Zürich/Basel). Besonders in Erinnerung blieben mir Dennis Johnson und Elisabeth Ruge. Johnson lag es fern, über die schwierigen Zeiten zu jammern, er meinte, wir lebten in spannenden Zeiten, Independents »should embrace digital technology«. Sein Verlag Melville House veröffentlicht zum Beispiel Print-Bücher mit QR-Code, über den man Zusatzmaterial zum Buch herunterladen kann (historische Karten, Briefe des Autors o.ä.) – ein sehr gute Idee, die auch von Buchhändlern geschätzt wird.
Die drei Verleger waren sich einig, was Independent Verlage für die Zukunft brauchten: verlegerische Leidenschaft und ein klares Profil. Elisath Ruge, die die ganze Zeit wirklich druckreifes Englisch sprach, lieferte hier ein klassisches Bonmot: »Passion creates profile«, außerdem brauche es, fügte sie hinzu: eine protestantische Arbeitsethik (lies: Fleiß) und die Lust am Kommunizieren. Im Grunde alles nichts grundlegend Neues, aber das alles mal von solch gestandenen Verlegerpersönlichkeiten zu hören, gab uns Bestätigung. Eine inspirierende Veranstaltung!
Später besuchte uns Dennis Johnson (auf Vermittlung von Oliver Brauer, vielen Dank dafür!) an unserem Stand und wir fachsimpelten noch eine Weile zu dritt weiter. Ich denke, wir haben ein paar wichtige Anregungen für die Zukunft daraus mitgenommen.
Von der Messe fuhren wir direkt ins Horns Erben, wo wir zusammen mit dem mairisch Verlag einen Literatursalon spezial mit unseren Autoren Tube bzw. Benjamin Maack ausrichteten.
Im Anschluss zogen wir alle weiter in die Moritzbastei zur »Langen Leipziger Lesenacht«, wo beide Autoren eine Spätlese vor bestens aufgelegtem Publikum absolvierten.
Freitag 16.3.
Am Freitag gab es ein Stelldichein unserer Autoren bei uns, und wir freuen uns ja immer, dass sie sich bei so einer Gelegenheit untereinander kennenlernen können.
Hier Jaroslav Rudiš mit Edo Popović …
… und hier Edo mit Lydia Daher beim Büchertausch.
Letztere las dann noch auf der Leseinsel …
Was ansonsten vom Messetag festzuhalten bleibt: der Besuch einer Druckereimitarbeiterin, die uns tschechischen Slivovice mitbrachte, und das Treffen einer Mitarbeiterin der Buch Wien – wir überlegen ernsthaft, dieses Jahr zum ersten Mal teilzunehmen.
Nach der Messe fuhren wir stracks nach Plagwitz zur Lesung der unabhängigen Verlage, wo Lydia aus ihrem neuen Gedichtband las.
Anschließend ein weiterer Messehöhepunkt: Die ausverkaufte Alois-Nebel-Nacht in der Skala mit Gespräch, Lesung und Konzert (eine Mini-Ausführung der Ausstellungseröffnung in Stuttgart, aber nicht weniger stimmungsvoll). Danke auch an Martin für die spontan angebotene und sehr gute Moderation!
Irgendwann nach Mitternacht gingen Leif und ich noch zur Party der Jungen Verlage, natürlich mit den löblichsten Absichten wie »nicht so lange«, »nur mal vorbeischauen« im Kopf ~~~
Sonnabend, 17.3.
… nun ja, der Geist war willig … hier das an unserem Stand »genossene« Katerfrühstück, das uns wieder auf die Beine brachte:
Für die weitere Verbesserung des Befindens sorgte danach die Lesung von Kirsten Fuchs auf der Leseinsel.
Ansonsten war unser Messestand wieder ein Treffpunkt für unsere Autoren: Lydia Daher, Nora Gomringer, Jaroslav Rudiš, Edo Popović u.a.
Kurz vor Messeschluss begleitete ich Nora noch zu einem Interview bei Radio Mephisto (nachzuhören hier). War sehr interessant und lehrreich, was sie zu sagen hatte.
Abends schauten wir uns die Edos Lesung aus »Tattoogeschichten« bei der Balkannacht im UT Connewitz an …
… bevor wir zum MDR fuhren, um uns die »Leipziger Buchnacht« mit Jaroslav als Talkgast live anzuschauen. Hier seine 10 Minuten:
[youtube XjsEeF_nWzQ]
Den Abend beschlossen wir dann im Hotel Seeblick, wo ich auch Stefan traf und wir nachholten, was im Trubel auf der Messe dieses Jahr nicht geklappt hatte: ein wenig Schwatzen über den Literaturbetrieb im Allgemeinen und die Leipziger Buchmesse im Besonderen.
Sonntag, 18.3.
Morgens ein sehr konstruktives Arbeitstreffen mit Johanna von unserer eBook-Auslieferung Bookwire, die uns ein paar interessante Möglichkeiten für unsere Titel aufzeigte.
Mittags war Jaroslav mit Alois Nebel und seinem neuen Roman »Die Stille in Prag« (Luchterhand) zu Gast bei Ernst A. Grandits von 3sat (hier der Link zur Mediathek). Später war auch Nora bei ihm zu Gast (auch hier ein Link)
Für mich stand außerdem eine Vereinssitzung der Hotlist (der Verein der unabhängigen Verlage, wenn man so will) auf dem Programm, auch hier ein konstruktives Treffen, denke ich – gute Ideen, die nun ihrer Umsetzung harren.
Am Nachmittag der Auftritt der Lesedüne (Julius Fischer, Marc-Uwe Kling, Sebastian Lehmann, Maik Martschinkowsky und Kolja Reichert) auf der Leseinsel Junge Verlage …
… und nach einem Büchersigniermarathon mussten die Autoren auch gleich weiter zu einem Auftritt bei Radio Mephisto. Hier der Text von Marc-Uwe Kling.
[youtube ph6o7IbBfv0]
Gegen 18 Uhr folgte für uns der Standabbau, für Leif danach die Rückfahrt nach Dresden, für mich der Buchmesseabschluss mit der Lesedüne im UT Connewitz.
Fazit: Wir hatten viele eindrückliche Erlebnisse, Begegnungen und Veranstaltungen, haben die Zeit mit unseren Autoren genossen, einiges gelernt und neue Ideen gesammelt (Dennis Johnson, i’m looking at you! ;), wenig geschlafen, schlecht gegessen und doch ein paar Kilo abgenommen … schön war’s wieder!