Letztes Wochenende konnten Leif und ich viel Zeit mit unserem kroatischen Autor Roman Simić verbringen, der gerade auf Kurztournee in Deutschland ist. Bisher haben wir uns nämlich immer nur kurz auf Messen oder bei seinem Festival in Zagreb getroffen.
Am vergangenen Freitag hat er im Leipziger Horns Erben in unserem Literatursalon gelesen, auf Deutsch hervorragend begleitet vom Dresdner Autor Michael Bittner.
Für die Besucher des Horns gab es außerdem auch die seltene Möglichkeit, sich gleich zweimal Autogramme zu holen, denn der Vorleser auf der CD zu Romans Buch, Sasha Stanicić, war auch zugegen (wie es dazu kam hier, eine Hörprobe zum Runterladen hier).
Neben dem sehr interessierten Publikum erfreuten mich vor allem auch die anschließenden Gespräche mit Roman. Ich habe so noch Einiges über sein Buch In was wir uns verlieben erfahren. Die sehr eindrückliche Geschichte »Kupa« z.B. (eine Leseprobe als pdf gibt es hier), in der ein junger Mann auf einer Technoparty am Fluss Kupa nahe Zagreb von seinen Kriegserlebnissen dort eingeholt wird, gewinnt noch an Kontur, wenn man weiß, dass die Kupa im Bürgerkrieg ein stark umkämpfter Frontabschnitt war, an deren Ufer jetzt Teenager wilde, unbekümmerte Partys feiern. In dieser Konstellation liegt auch ein Schlüssel zum Verständnis des gesamten Buches, was Roman auch im Gespräch deutlich machte: Seine Erzählungen zeigen, wie stark sich Personen und damit auch die Gesellschaft durch den Krieg verändert haben. Dargestellt wird das am Beispiel der Liebe. In den Menschen ist etwas zerbrochen, und obwohl sie versuchen normal zu leben, bricht sich die erlebte Gewalt doch immer wieder Bahn. Unter der Oberfläche ist nichts normal.
Am Samstag dann fand die Lesung in der kleinen, wunderbaren Dresdner Buchhandlung Büchers Best statt. Im Anschluss hatte ich den Eindruck, das die Besucher tatsächlich mehr mit nach Hause nahmen als »nur« Romans Buch.