Vorgestern waren Leif und ich zu Besuch in München, denn im dortigen Literaturhaus fand mit »Bayern liest Kroatisch II« eine Lesung und Gespräch mit Edo Popović, Ivana Sajko, Werner Fritsch und Georg M. Oswald statt. Das Gespräch führte jeweils der bayerische »Pate« (Popović Oswald, Sajko Fritsch), dann wurde aus den Romanen der beiden kroatischen Autoren gelesen. Und zwar von Miroslav Nemec, Münchner Tatortkommissar und selbst gebürtiger Kroate.
Neben dem Wiedersehen mit Edo, seiner Übersetzerin Alida Bremer und dem Kennenlernen von Werner Fritsch und Georg M. Oswald, freute ich mich über das rege Interesse: der nicht eben kleine obere Saal war voll.
Zuerst wurde Ivana Sajkos neues Buch Rio Bar vorgestellt, ein intensiver und an die Nieren gehender Roman. Eine Frau sitzt in der »Rio Bar« und betrinkt sich um zu vergessen. Sie berichtet vom Bürgerkrieg, Wirklichkeit und Erinnerung verschwimmen. Das Ganze wird in einer rasenden, atemlosen Sprache erzählt. Nach eigener Aussage will Sajko mit ihrem Schreiben beim Leser Panik erzeugen, ihr Publikum nicht schonen.
Edo wurde dann eloquent von Georg M. Oswald anmoderiert und interviewt. Wir erfuhren z.B., warum er schreibt (innere Notwendigkeit, nur halb scherzhaft: um sich nicht umzubringen), sondern auch was für einen Tipp Ivana ihm gegeben hat, um sich beim Schreiben in weibliche Protagonisten versetzen zu können (»Stell dir vor, du sitzt in Strumpfhosen da.«)
Dann wurden die ersten drei Kapitel seines aktuellen Roman Kalda gelesen, über den ich als Leser, nicht nur als Verleger nur sagen möchte, dass es ein großartiges, cooles und berührendes Buch ist. Auch das Publikum zeigte sich beeindruckt.
Miroslav Nemec meinte im Anschluss, dass ihn die »Realitäten und Wahrheiten« beider Romane sehr erschüttert hätten.
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