Sooooo, ich nehme mir hiermit vor, die vernachlässigte Rubrik »Stiefbücher« unseres Blogs wiederzubeleben. Zur Erinnerung: Hier haben wir Bücher vorgestellt, die wir so gut fanden, dass wir sie für unseren Verlag »adoptieren« würden.
Den (Neu-)Anfang macht die Graphic Novel »Der alltägliche Kampf« von Manu Larcenet, erschienen im von uns sehr geschätzten Hause Reprodukt. Aufmerksam geworden bin ich bei der Frankfurter Buchmesse, weil ich den Klappentext ansprechend fand (gut gemacht, liebe Kollegen! ;).
Für die Beschreibung des Protagonisten bediene ich mich mal beim Tagesspiegel:
»Marco, ein Fotograf, vielleicht Ende 20, zieht aufs Land, weil er ›einfach keine Lust‹ mehr hat, für Kriegsberichterstattung um die Welt zu reisen. Über seinen Kater Adolf (der so heißt, weil er so kratzbürstig ist) lernt er die Tierärztin Emilie kennen. Seine Eltern, die er so selten besucht wie möglich, wünschen sich, dass er sich wieder einen festen Job sucht. Sein Psychoanalytiker hilft ihm mit seinen Angstattacken nicht wirklich weiter. Mit seinem Bruder Georges zockt er gerne Playstation und raucht ›Monstertüten‹.«
Im Grunde dreht sich die Geschichte darum, wie Marco versucht, seinen Platz in der Welt zu finden; er hängt an seiner Unabhängigkeit, Neues scheint ihm immer erst mal Angst zu machen: z.B. seine Beziehung, als Emilie endlich mit ihm zusammenziehen möchte (Wieso etwas ändern, was gut ist, wie es ist?, fragt er sie), der Niedergang der Werft, auf der sein Vater gearbeitet und Freunde gefunden hatte (Marco dokumentiert diese in einem Bildband). Und schließlich sogar Emilies Kinderwunsch, den sie … nun ja, elegant löst: Sie stellt ihn vor Tatsachen. Später wird dann aber das Familienleben ausführlich geschildert, in dem Marco auch glücklich zu sein scheint. Die Kleine ist mittlerweile 2 Jahre alt.
Aber es warten neue Herausforderungen auf Marco: die Alzheimererkrankung des Vaters. Der freundliche alte Nachbar, der sich dann als Vorgesetzter des Vaters aus dem Algerienkrieg entpuppt. Nicolas Sarkozy gewinnt die Wahl, die Werft wird endgültig geschlossen usw.
In »Der alltägliche Kampf« wird ein »ganz normales« Leben im Verlauf einiger Jahre geschildert, und das passiert so menschlich klug, anrührend, spannend und nachdenklich machend, dass es eine Freude ist. Ein großartiges Buch.
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