Praktikum

Nicht apathisch, kein Bulldozer

von Nikita Afanasjew

Alesj Krutkin war gerade aus dem Knast entlassen worden. Er saß in einem Café am Bahnhof von Minsk, seine Augen sprangen wild hin und her, wobei sein linkes Brillenglas mittig gerissen war und es so aussah, als hätte er drei Augen. Er sollte dann Pizza bestellen, schaute in die Karte, sein Blick wurde leer, er legte sie wieder weg, rutschte in seinem Stuhl hin und her. Irgendwann sagte er: „Bei der nächsten Wahl wird Lukaschenka abgewählt. Keiner will ihn mehr!“ Er stotterte stark.

Es tat beinahe physisch weh, neben Alesj zu sitzen, so sehr hielt er der Welt nicht stand. Seine Wangen waren unrasiert, sein Nacken schien krumm, seine Hände zitterten. Ich traf ihn im März dieses Jahres, an einem der letzten Tage, bevor Corona das Leben anhielt. Ich war in Belarus, um für ein Porträt der Menschenrechtlerin Olga Karatch zu recherchieren. Sie saß mit am Tisch, hatte Alesj erst kürzlich, nach einer vorherigen Haftstrafe, „psychisch wieder zusammengesetzt“ und war sich sicher, dass es ihm gut tat zu reden. Immerhin sie war sich also sicher. Hinterher bat Olga eine Kollegin, mit Alesj zum Optiker zu gehen. „Er macht es ja sonst doch nicht.“

Alesj erzählte wirr, bruchstückhaft. Er hatte viele Aktionen gegen die Staatsmacht initiiert. Der Kampf war zu seinem Leben geworden. Einmal war er verhaftet worden, nur weil er Aufkleber gegen den Präsidenten geklebt hatte, ein anderes Mal nicht freigekommen, weil er auf die Frage eines Polizisten, wann er endlich Ruhe geben würde, geantwortet hatte: „Wenn nicht ich, sondern Lukaschenka in dieser Zelle sitzt!“ Immer und immer war Alesj inhaftiert worden. Zuletzt wurde seine Haftstrafe von 15 Tagen einen Tag vor seiner Freilassung nochmal um 15 Tage verlängert. Und dann nochmal. Einer dieser Psychotricks einer Diktatur.

Olga hatte mir einmal erklärt, was so ein Regime wie das von Lukaschenka mit den Menschen anrichte. „Es macht neun von zehn Leuten apathisch. Einige wenige aber werden zu Bulldozern.“ Ich sah in diesen Tagen im März Apathie, leere Straßen, Blicke, eingefrorene Zeit. Ich traf auch die anderen, die starken, die Bulldozer. Es war oft schwer, mit ihnen zu reden, weil sie völlig in ihrem Furor gegen die Willkür der Macht aufgingen. Olgas Einteilung der belarussischen Gesellschaft klang für mich sinnhaft. Alesj aber fiel durchs Raster. Er war weder apathisch noch stark.

Ich habe an diesem Tag seinen Kampf für vergeblich gehalten. Wenn er sagte, dass Lukaschenka bald abgewählt werden würde, klang Alesj für mich wie ein armer Irrer, der sich so sehr von einer unmöglichen Wahrheit überzeugt hatte, dass er wirklich an sie glaubte. Belarus wirkte auf mich so fest gefangen in den Händen eines Puppenspielers, so erstarrt in seiner anachronistischen Gegenwart, dass ich alle Kämpfer gegen das Regime für mutig, aber realitätsfremd hielt. Es trug sicher nicht dazu bei, an Wandel zu glauben, dass an der dem Café gegenüberliegenden Hausfront, mitten in Minsk, im Jahr 2020, oben an der Fassade gut sichtbar ein Schriftzug glänzte: Stalin.

Olga Karatch ist seit Beginn der Proteste ebenso in Litauen wie Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja. Sie hat vermutlich die Präsidentschaftswahl im August gewonnen, auch wenn das wirkliche Ergebnis vielleicht nie publik werden wird. Alesj hatte Recht. Lukaschenka wurde abgewählt. Keiner will ihn mehr. Zumindest wollen ihn so viele Menschen nicht, dass sie trotz offener Gewalt, willkürlicher Inhaftierungen und ständiger Gefahr auf die Straße gehen.

Ich muss immer wieder an Alesj denken, wenn ich Bilder aus Belarus sehe. Ich hätte seinen Kampf nicht für vergeblich halten sollen. Er war in all seiner wahnhaften Widerspenstigkeit näher an der Realität dran als ich. Vielleicht hätte ganz Europa den Kampf der Belarussen nicht über so viele Jahre für vergeblich halten und mit dem Diktator kooperieren sollen.

Ich weiß nicht, wie es Alesj heute geht. Hoffentlich wird er wirklich erst Ruhe geben, wenn nicht er, sondern Lukaschenka hinter Gittern sitzt.

Unterwegs – Voland & Quist im Dezember

Zum Ende des Jahres wird es noch einmal richtig geschäftig. Gleich auf vier Verlags- und Kunstmärkten werden wir in den nächsten Wochen dabei sein. Einen kurzen Überblick gibt’s hier:

1./2.12. »Andere Bücher braucht das Land«, Literaturhaus, München

Rund 30 Verlage stellen sich jedes Jahr auf dem Markt unabhängiger Verlage »Andere Bücher braucht das Land« vor. Neben den Verleger*innen werden dieses Jahr zum ersten Mal auch Autor*innen vor Ort sein und Bücher signieren. An unserem Stand zu Gast ist der in München lebende Autor Benedikt Feiten, dessen Roman »Hubsi Dax« 2016 bei uns erschienen ist – am Samstag wird er aus dem Nähkästchen plaudern und vielleicht ja sogar schon erste Einblicke in seinen neuen Roman »So oder so ist das Leben« geben.

Termin Signierstunde: Samstag, 1.12., von 14-15 Uhr

Sa 11-19 Uhr / So 11-18 Uhr, Eintritt frei
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, München, 3. OG


8./9.12. »BuchQuartier«, Museumsquartier, Wien

Zum sechsten Mal findet dieses Jahr die Messe der Independent- und Kleinverlage »BuchQuartier« im Museumsquartier in Wien statt. Von uns gibt’s einen Stand mit Büchern und eine Lesung unserer Autorin Anna Herzig aus ihrem Roman »Sommernachtsreigen«, erschienen im Frühjahr dieses Jahres.

Termin Lesung: Samstag, 8.12. um 16 Uhr

Sa & So 11-19 Uhr, Eintritt frei
MuseumsQuartier/Arena21, Ovalhalle und Freiraum, Museumsplatz 1, Wien


8./9.12.: »T-Shirt Festival«, scheune, Dresden

Am gleichen Wochenende treffen sich die Kreativen außerdem schon zum vierzehnten Mal auf dem »T-Shirt-Festival« in der scheune Dresden, dem idealen Ort zum Geschenke finden. Wir lassen es uns nicht nehmen, wieder mit einem Stand auf dem Kunst- und Designmarkt vertreten zu sein.

Sa 13-20 Uhr / So 12 bis 18 Uhr, Eintritt 1,-
scheune, Alaunstr. 36 – 40, Dresden

8.12.: »Holy Books«, Mehringhof, Berlin

Und nun eine Premiere!
Dreizehn unabhängige Verlage laden dieses Jahr zum ersten Mal zum Weihnachtsmarkt ihrer besten Bücher »Holy Books« im Mehringhof ein – Voland & Quist ist einer davon. Samstag ab 12 Uhr bis in die Abendstunden hinein kann man hier durch die Auslagen der Verlagsstände stöbern, Buchgeschenke finden und mit uns plaudern.

Sa 12-20 Uhr, Eintritt frei
Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 2. Hinterhof, Aufgang 3, 1. OG links, Berlin

Kommt vorbei – wir freuen uns!

Ivana Sajko und Alida Bremer bekommen den Internationalen Literaturpreis 2018

Ivana Sajko und Alida Bremer werden für den »Liebesroman« mit dem Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt ausgezeichnet! Der Internationale Literaturpreis wird seit 2009 vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin und der Stiftung Elementarteilchen vergeben. Den mit insgesamt 35.000 Euro dotierten Preis erhielten bereits bekannte Autor*innen und Übersetzer*innen wie Amos Oz, Mirjam Pressler und Teju Cole.

 

Ivana Sajko: © Hassan Abdelghani | Alida Bremer: © Carola Loeser

 

Das sagt die Jury:

»Ivana Sajkos Liebesroman spricht über eine Welt in Agonie, darüber, wie das politische System auf das Leben übergreift, es unter Druck setzt und das Private schleichend vergiftet. Hauptdarsteller sind ein junges erfolgloses Künstlerpaar, ein Kind, eine Wohnung, ein Nachbar und ein aus den Fugen geratenes Land. Mit wenigen, gezielten Strichen zeichnet Ivana Sajko ein durch und durch politisches Tableau und holt die Welt in den kammerspielartigen Erzählraum ihres Romans. Was sich in Kroatien abspielt, könnte überall geschehen. Unter der Oberfläche dieses Liebesromans, der auch ein Entliebungsroman ist, geht es um die Macht und Ohnmacht des Individuums in unserer globalisierten Gegenwart. Ivana Sajkos wuchtige Worte erzeugen explosive Helle. Alida Bremer, die wichtige Vermittlerin kroatischer Literatur ins Deutsche, hat für sie eine mitreißende Sprache gefunden.«

Hier gehts zum Buch.

Feiert mit uns! Das Fest zum 10. Internationalen Literaturpreis findet am 28.6. ab 18 Uhr im Haus der Kulturen der Welt (John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin) statt. Der Eintritt ist frei.
Infos zu Preis und Programm findet ihr hier.

Ein Gespräch mit Lyrikerin Nora Gomringer

»Ich musste mich an mehreren Fronten verausgaben.«

Mit ihrer Lyrik knackt NORA GOMRINGER Denkschablonen – an der Schule, in Theatern oder im Netz. Im Kulturkampf um ein Gedicht ihres Vaters allerdings haben alle Seiten versucht, sie in ihre Schablonen zu pressen.

von Oliver Uschmann

In der Villa Concordia herrscht Bahnhofsstimmung. Das internationale Künstlerhaus in Bamberg, dem Nora Gomringer als Direktorin vorsteht, wird renoviert. Immer wieder ruft sie in den Hintergrund, um die emsigen Männer zu delegieren. Hat man ihre stark von der Performance lebende Lyrik im Ohr, könnte mit dem Ruf »Herr Stöcklein, Handwerker!« auch ein frisches Gedicht beginnen.

Journalisten denken in Stoffen, Romanciers in Konflikten. Wie denkt eine Lyrikerin?
Ich achte darauf, wie Menschen sprechen. Ich denke in Klang als ein die Existenz tief berührendes Echo. Den Ausschlag für mein Schreiben geben häufig Geschichten anderer Leute, die Freunde mir zutragen, weil sie diese Erlebnisse umtreiben. Da meine Texte stark von der Aufführung leben, denke ich außerdem in Pointen. Den Wunsch vieler Lyriker, man möge ihnen wie einem Glas Whisky alleine im Ohrensessel begegnen, teile ich nicht.

Dennoch braucht Lyrik Konzentration. Wie verträgt sich das mit der fleißigen Bestückung Ihrer Profile in den sozialen Netzwerken?
In meinem Fall sehr gut, denn ich brauche eine Menge Stoff, um daraus ein Extrakt bilden zu können. Die größte Veränderung in meinem Leben hat sowieso nicht die Technik verursacht, sondern die Trennung von meinem Mann. Seither habe ich noch weniger Geduld. Lange Bücher lese ich kaum noch. Ich verknappe in Lektüre wie Produktion.

Sie besuchen gerne Schulen. Ihre aktuelle Anthologie »#poesie« kombiniert gegenwärtige Lyrik bis zum HipHop mit Kurzporträts von Epochen sowie weitläufiger Verschlagwortung. So soll in den Köpfen der Teenager ein assoziatives Feuerwerk gezündet werden. Wie erleben sie die Pubertierenden von heute?
Meiner Erfahrung nach sind alle Jugendlichen erstmal Marxisten. In dem Sinne, dass sie dich nur respektieren, wenn du der Gesellschaft nützlich bist. Daher begegnen sie einem Kulturmenschen mit Skepsis. Bis ihnen klar wird, dass auch ich arbeitstätig bin und statt Feuer zu löschen oder Autos zu bauen eben professionell Lyrik produziere. Auf der anderen Seite ist man niemals offener für Poesie als in dieser Lebensphase. Die Kids reflektieren entwaffnend offen über die depressive Mama oder ringen mit der Tyrannei des Vaters.

In den vergangenen Monaten ist die konkrete Lyrik ihres Vaters Eugen Gomringer zum Politikum geworden. Auf Drängen des AStA wurde sein Gedicht »avenidas« von der Südfassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin entfernt. Die Studentinnen werteten die Verse über einen »Bewunderer« von Natur und Weiblichkeit als »sexistisch«. Bei Ihnen konnte man daraufhin Klebeschablonen des Gedichtes bestellen, um sie überall im Land anzubringen.
Wobei ich an dieser Stelle den Eindruck korrigieren muss, ich hätte eine nähere Beziehung zu meinem Vater. Ich sehe den Mann drei Mal im Jahr, wir mögen uns, halten aber Abstand. Wenn allerdings seine Kunst angegriffen wird, äußere ich mich natürlich. Zumal ich schon als Kind von ihm selber über die konkrete Poesie gelernt habe: Was da steht, ist genauso gemeint. Alles andere geschieht nur im Gehirn. Das musste ich deutlich machen.

Wie kann ein AStA dermaßen unterbelichtet sein, den Kontext nicht zu sehen? Sie sind Feministin. Die von ihrem Vater erfundene konkrete Poesie hätten die Nazis als »entartete Kunst« gewertet. Hat überhaupt jemand vor der Kampagne gegen das Wandgedicht mit Ihrer Familie gesprochen?
Es ist schön, dass Sie sich so aufregen. Die Studierendenschaft war seit 2012 damit unzufrieden, dass die Anbringung des Gedichts ursprünglich ohne studentische Mitsprache geschehen war. Als sie vergangenen Spätsommer schließlich ernst gemacht haben, öffneten sie damit die Büchse der Pandora. Nach dem ersten Bericht begann das ganze Land auf den Nerven dieses kleinen AStA herumzutrampeln. Eine Delegation flehte meinen Vater förmlich an, sich nicht erneut öffentlich zu äußern. »Ich bin 93 Jahre alt«, meinte er, »ich werde mich äußern, wenn ich es für richtig halte.« Er war immer diskussionsbereit. Sein Gespräch mit 3Sat zeigt seine gelassene Größe. Nach dem Delegationsbesuch gab es keine Begegnung mehr, sondern nur die Nachricht, dass das Gedicht abgeräumt wird.

… und ausgerechnet Sie werden mittlerweile von Rechtskonservativen als Heldin gegen die linke Gesinnungsdiktatur gefeiert.
Dabei schätze ich das Engagement der Studierenden. Nur je verbiesterter sich die Linken benehmen, desto mehr Platz gibt es für ein intellektualisiertes Spektrum auf der rechten Seite. Die AfD hätte mich am liebsten in ihrem Kulturausschuss gesehen. Sie haben eine Lesbe als Parteivorsitzende und ziehen so viele ausländische Mitbürger auf ihre Seite, wie sie nur können, um zu behaupten: »Seht her, wir sind der Pool der Verfemten, wir sind das eigentliche Volk.« Dabei geben mir die ganzen Empörten implizit einen drauf, indem sie mich zur Sekretärin meines Vaters degradieren.

Sexismus und Ageismus in einer Geste.
Ich bin froh, dass das mal einer sagt. Ich musste mich an mehreren Fronten verausgaben.

Kann man sagen, dass trotz Parallelwelten, in denen man formal Texte gendert, Geschlechterklischees im realen Leben genauso ungebrochen vorhanden sind wie Altersdiskriminierung und Bodyshaming?
Absolut! Von diesen Diskussionen kommt im klassischen Frau-Mann-Spiel nichts an. Es gibt zwar einerseits eine Armee wunderbarer übergewichtiger Frauen, die auf Instagram Yoga machen, aber gleichzeitig wächst der Markt der Size-Zero-Mode. Und so sehr wir Heidi Klum hassen, so sehr lieben wir auch die Heidi. Den jungen Schülerinnen erzähle ich immer, dass ein Leben jenseits Größe 36 möglich ist.

Das Gegenteil alberner Symbolpolitik ist wirklich mutiger Aktivismus. Haben Sie in diesem Sinne eine persönliche Heldin?
Ganz aktuell bewundere ich Jennifer Lawrence, die ein Jahr Pause von Hollywood nimmt, um durch die Schulen zu reisen und auf die Lobbymacht der NRA aufmerksam zu machen. Veränderungen geschehen in den USA selten auf nationaler Ebene, sondern immer Bundesstaat für Bundesstaat. Auch das Frauenwahlrecht oder die Schwulenehe wurden so erkämpft. Das wird ein harter Ritt für die junge Frau, vor der ich dafür den Hut ziehe.


© Judith Kinitz

Nora Gomringer gilt als eine der bedeutensten Lyrikerinnen der Gegenwart. Die Schweizerin und Deutsche lebt in Bamberg, wo sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia leitet. Gefördert vom Freistaat Bayern, gastieren und arbeiten dort Künstlerinnen und Künstler internationaler Herkunft. Seit 2000 hat Gomringer acht 8 Lyrikbände sowie Essays, Kurzgeschichten, Radiostücke, Sprechtexte und (Opern-)Libretti publiziert. Nach Dozenturen in Koblenz/Landau, Kiel, Sheffield und Wien hat sie seit 2018 gemeinsam mit Philipp Scholz die Poetikprofessur der Uni Klagenfurt inne.

Hier gehts zu ihren Büchern bei Voland & Quist.

Nominierung für den Internationalen Literaturpreis: Ivana Sajko und Übersetzerin Alida Bremer

Wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass die kroatische Autorin Ivana Sajko und ihre Übersetzerin Alida Bremer für ihren »Liebesroman« für den begehrten Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt nominiert sind. Zusammen mit fünf anderen Titeln wählte die Jury den Roman auf die Shortlist 2018.

Der Internationale Literaturpreis wird seit 2009 vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin und der Stiftung Elementarteilchen vergeben. Den mit insgesamt 35.000 Euro dotierten Preis erhielten bereits bekannte Autor*innen und Übersetzer*innen wie Amos Oz, Mirjam Pressler und Teju Cole. Die Jury besteht auch in diesem Jahr aus sieben namhaften Literaturkritiker*innen, -wissenschaftler*innen und Schriftsteller*innen. Die Preisträger*innen werden am 12. Juni bekanntgegeben und beim Fest der Shortlist & Preisverleihung am 28. Juni 2018 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin geehrt.

Jurorin Verena Auffermann schreibt über den »Liebesroman«: »Ivana Sajkos ›Liebesroman‹ ist keine Romanze, viel eher eine Tragödie. Oder eine Bilanz aus dem heutigen Kroatien, das die Autorin ›die ausgeplünderte Provinz‹ nennt. Hauptdarsteller sind ein junges erfolgloses Künstlerpaar, ein Kind, eine Wohnung, ein Nachbarn und ein ganzes Land aus den Fugen. Jeder ist jederzeit bereit zur Rebellion, bereit in die Luft zu gehen wie ein ›Vulkan‹. Ivana Sajko setzt wuchtige Worte so ein, dass sie Helle erzeugen, für die Alida Bremer eine mitreißende Sprache gefunden hat.«

©Hassan Abdelghani

Ivana Sajko, geboren 1975 in Zagreb (Kroatien), ist Autorin, Regisseurin, Performerin, Mitgründerin der Theatergruppe »BAD co.« und Redaktionsmitglied des Kunstmagazins »Frakcija«. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehört die Chevalier de l‘ordre des Arts et Lettres. Auf Deutsch erschienen bisher u. a. »Bombenfrau«, »Rio Bar« und »Auf dem Weg zum Wahnsinn (und zur Revolution)«.

©Carola Loeser

Alida Bremer, geboren 1959 in Split/Kroatien, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik und promovierte im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft. Sie übersetzte zahlreiche Romane, Theaterstücke, Essays, Gedicht- und Erzählbände aus dem Kroatischen ins Deutsche; sie schreibt in deutscher und kroatischer Sprache und lebt als freie Übersetzerin und Autorin in Münster. Für Voland & Quist übersetzte sie Bücher von Edo Popović, Roman Simić und Ivana Sajko.

Relaunch, yeah!

Hurra, es ist vollbracht! Wir freuen uns sehr, denn Voland & Quist hat sich ein schönes neues Haus im Internet gebaut: next.voland-quist.de.

Nach monatelanger Arbeit und wochenlangem Testen sind wir heute mit der neuen Webseite endlich »live gegangen«. Die wichtigsten Neuerungen (neben einem zeitgemäßerem Design):

  • ein standalone »Radio-Player«, den wir selbst bestücken können (auf der Startseite zu finden)
  • eine schönere Präsentation der Bücher und Autoren
  • Hör- und Leseproben sind benutzerfreundlicher zugänglich als früher (via Audioplayer und Issuu)
  • eine bessere Integration von Social Media, vor allem Facebook, Issuu, Youtube (Letzteres folgt bis Ende der Woche)
  • bessere Vernetzung der einzelnen Inhalte und damit bessere Usability
  • einen »richtigen« Shop
  • ein zeitgemäßes Contentmanagementsystem
  • bessere Darstellung auf mobilen Geräten
  • eine geeignetere Integration des Verlagsblogs
  • höhere Suchmaschinenfreundlichkeit

Viel Spaß beim Surfen!

Relaunch Voland & Quist

“Neue Zwiegespräche mit Gott” jetzt bei iTunes

Ab sofort gibts die »Neuen Zwiegespräche mit Gott« von Ahne auch für iPhone und iPod touch – 36 Zwiegespräche zum Anhören und Lesen, wie auch im Buch + CD. Für kurze Zeit bieten wir zur Einführung die App für 2,99 Euro an, später wird Sie 8,99 Euro kosten. Hier gehts direkt zur App bei iTunes.

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Den Preis für die App von »Was war eigentlich morgen« (hier der iTunes-Link), Ahnes anderen Titel bei iTunes, senken wir auf 7,99 Euro.

Nora Gomringer erhält Kulturpreis der Oberfrankenstiftung

Die Sperrfrist ist vorbei, jetzt können wir es ja kundtun: Nora Gomringer wurde gestern der Preis der Oberfrankenstiftung in der Kategorie »Kultur« verliehen (zusammen mit Nevfel Cumart). Liebe Nora, herzlichen Glückwunsch!

Und da Nora zur Zeit wegen eines Stipendiums am Ledig House in New York weilt (siehe unser Blogbeitrag hier) und zur Verleihung somit nicht anreisen konnte, hat sie sich für ihre Dankesrede etwas Besonderes einfallen lassen:

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Rückblick Buchpremiere Ahne

Am vergangenen Freitag waren wir in Berlin bei der Buchpremiere von Ahnes »Neuen Zwiegesprächen mit Gott«. Ahne hatte zur Feier des Tages ein paar Freunde (Olaf Gladitz, Todosch, Jan Böttcher, Jan Koch und Fil) mit Gitarren eingeladen, sodass zwischen seinen Zwiegesprächen feinstes »Liedermaching« (laut Ahne wird das das nächste große Ding) zu erleben war. Ein Rückblick von Ahne hier.

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Noch mehr Fotos gibt es auf unserer Facebook-Seite.

2x Edo Popović

Edo Popović kommt für zwei Termine ins Land: 22.09. Frankfurt und 01.10. Berlin. (In Berlin werde ich dabei sein, was mich besonders freut, weil unser letztes Treffen auch schon wieder ein halbes Jahr her ist.)

In Frankfurt/Main wird er also morgen im Mousonturm aus seinem aktuellen Roman »Die Spieler« lesen. Beginn ist 20 Uhr. Mehr Info hier.

Und am 1. Oktober wird er beim LCB in Berlin bei »Europäische Erzähler« aus den »Spielern« lesen. Anschließend findet eine Diskussion über die Vermittlung südosteuropäischer Literatur statt, an der neben Edo auch seine Übersetzerin Alida Bremer sowie Seid Serdarević (Verlag Fraktura, Zagreb) und ich teilnehmen. Beginn ist ebenfalls 20 Uhr.

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Foto: Christian Kortüm

Buchpremiere “Neue Zwiegespräche mit Gott”

Am Freitag ist es soweit: Ahne stellt die »Neuen Zwiegespräche mit Gott« in der Literatur Station in Berlin vor. Mit dabei sind handverlesene Freunde und Musiker, die ein paar Schmankerl aus ihrem Repertoire beisteuern werden: Konrad Endler (Surfpoeten) Todosch, Jan Böttcher (Autor und Musiker), Olaf Gladitz, Jan Koch (Liedermacher) und Fil (Comiczeichner von »Diddi & Stulle« und Sänger).

Freitag, 18.09., Backfabrik, UG in der neuen Clinker Lounge,
Saarbrücker Straße 36a, Berlin

Mehr Info bei der Literaturstation und bei Facebook.

Ahne (c) Tim Jockel

Radiotipp für morgen

1. September, 10.05 – 10.55 Uhr, WDR 5
»Hier spricht Dein liebster Feind« – Geheimsender im Zweiten Weltkrieg.
Feature von Falko Hennig und Robert Weber.

Morgen, am 1. September, feiert Falko Hennigs Vater seinen 75. Geburtstag und es ist der 70. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs. In dem Feature von Robert Weber und Falko Hennig kommt er als Ohrenzeuge eines spannenden Kapitels der Radiogeschichte zu Wort.

Der Zweite Weltkrieg war der erste Krieg, der auch mit geheimen Radiosendern ausgefochten wurde. Die Deutschen installierten beispielsweise mit RADIO HUMANITÉ einen scheinbar von französischen Kommunisten betriebenen Sender, PATRIS agitierte vermeintlich gegen die deutsche Besatzung in Griechenland; regelmäßige Sendungen, die die Kampfmoral der Alliierten untergraben sollten, trugen klangvolle Namen wie Station D.E.B.U.N.K.T. oder GERRY’S FRONT; die Engländer betrieben wiederum die gegen Deutschland gerichteten Sender GUSTAV SIEGFRIED EINS und SOLDATENSENDER CALAIS, welche vorgaben, Wehrmachtssender zu sein; und TOKYO ROSE, obwohl ganz offensichtlich vom Feind unterhalten, erfreute sich wegen Ann Orphans’s erotischem Timbre und der populären Musikauswahl unter den G.I.’s einer derartigen Beliebtheit, dass sich General McArthur nicht anders zu helfen wusste, als die Stimme von
TOKYO ROSE durch eigens dafür konzipierte Sendungen lächerlich zu machen. In dem Feature werden Persönlichkeiten, Strategien und Erfolge dieser Sender beleuchtet, Ohrenzeugen und Historiker kommen zu Wort.

Hier gehts zum Live-Stream.

VQ proudly presents: Ahnes “Neue Zwiegespräche mit Gott”

Heute erscheinen Ahnes »Neue Zwiegespräche mit Gott«: 36 Zwiegespräche zum Lesen und Hören.

Buch + MP3-CD
128 Seiten
Spielzeit: 160 min
978-3-938424-41-4
14,90 EUR

Hier 3 der neuen Zwiegespräche zum Soforthören:

Ein skeptischer Sympathisant: [audio:https://www.voland-quist.de/proben/hoerproben/ahne_mp3/ahne-neuezwiegespraechemitgott_01einskeptischersympathisant.mp3]

Vergleichbare Persönlichkeiten: [audio:https://www.voland-quist.de/proben/hoerproben/ahne_mp3/ahne-neuezwiegespraechemitgott_02vergleichbare%20persoenlichkeiten.mp3]

Das letzte Glied:
[audio:https://www.voland-quist.de/proben/hoerproben/ahne_mp3/ahne-neuezwiegespraechemitgott_03dasletzteglied.mp3]

9783938424 414

Mehr Info findet ihr auf unserer Website.

Großer Fang

Schön und erfolgreich war das Treffen »Kleine Verlag am großen Wannsee«. Liebevoll wurde von der Verwandschaft ein großer Sonnenschirm mittels Imprägnierung in einen Regenschirm verwandelt. Eine Igelitdecke hätte den Büchern einen schönen Hintergrund und bei Regen ein sicheres Dach geboten. Hätte. Bis auf die norddeutsche Verlegerfraktion, die Nieselwetter gewohnt ist, waren die anderen Verleger und die Veranstalter vom LCB für die Nutzung des Hauses statt des Gartens. Diese Variante hatte einige Vorteile. Kurze Wege zu den Kollegen und eine gesteigerte Buchlust bei den Gästen, so konnten wir dreimal mehr Bücher absetzen als im Vorjahr. Außerdem konnten wir noch eine sympathische Verwechslung richtig stellen. Ein Fan von Ahnes Zwiegesprächen ging davon aus, dass Ahne unter dem Künstlernamen Jochen Schmidt bei Radio1 auch für die Körperfunktionstexte verantwortlich zeichnet. Das war nicht das erste Mal.

Nora Gomringer, als derzeitige Stipendiatin des LCB mit dem kürzesten Heimweg, las zum Abschluss vor noch erstaunlich vielen Zuhörern. Da bereits fast alle Verlage ihre Stände geräumt hatten, konnte ich den Stand von Matthes & Seitz, der direkt nebem dem Veranstaltungssaal lag, erfolgreich okkupieren und die euphorisierten Zuhörer direkt abpassen. Sicher einer der Gründe für den gesteigerten Buchverkauf. Und das schreibt die Süddeutsche zum Treffen.

Nora hat nicht nur gelesen und mich am Stand vertreten, sie hat im Gegensatz zu uns auch vertwerbare Bilder gemacht. Hiere eine kleine Auswahl mit bestem Dank an Nora Gomringer:

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Illustre Runde: Tasche mit zielweisendem Aufdruck, Börsenblattredakteur Nils Kahlefendt und eine Leserin, die an diesem Tag sämtliche Bücher unseres Verlages studierte

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Die übliche Abbildung für Agenten: Hälftige Ansicht von Uwe Heldt, der für uns die Taschenbuchlizenz von »Schmidt liest Proust« verkauft hat.

Kleine Verlage am Großen Wannsee (IV)

Jedes Jahr ist »Kleine Verlage am Großen Wannsee« ein schön entspanntes literarisch-/verlegerisches Treffen. Folgende Verlage stellen ihre Bücher und Autoren vor:

A1, Berenberg, Bilger, Blumenbar, Dörlemann, Edition Ebersbach, Edition Rugerup, Urs Engeler, kookbooks, Liebeskind, Luftschacht, Luxbooks, Mairisch, Matthes & Seitz, Max Marek, Onkel & Onkel, SH-Verlag, Supposé, Verbrecher, Voland & Quist, Weissbooks

Nora Gomringer ist ja derzeit als Stipendiatin sowieso vor Ort und wird aus ihrem aktuellen Buch »Klimaforschung« lesen.

Wo? LCB, Am Sandwerder 5, 14109 Berlin
Wann? So, 18.07., 15-22 Uhr

Mehr Info: www.lcb.de, Facebook.

Kleine Verlage am Großen Wannsee

Eine Vorankündigung

Letzte Woche sind sie in die USA geflogen, für einen neuen schrägen Trip: mit einem Floß gehts den Mississippi hinunter. Nach Nicht der Süden wird es also eine neue 3sat-Doku mit Volker Strübing geben, Arbeitstitel: Mister & Missis.Sippi. Statt Kirsten Fuchs ist dieses Mal allerdings Patricia Schäfer dabei. Ebenfalls an Bord ist übrigens Matthias Seifert – als Dokumentationszeichner. Volker Strübing und Patricia Schäfer werden auf den Spuren Mark Twains wandeln, der quasi das Leitmotiv der Serie darstellt und dessen Todestag sich nächstes Jahr zum 100. Mal jährt.

Und, richtig geraten, wir veröffentlichen wieder das Buch zur Sendung! Ausgestrahlt wird diese auf 3sat zu Ostern 2010, unser Buch wird aber bereits im März 2010 erscheinen, mit Texten von Volker und Zeichnungen von Matthias.

Hier kann man übrigens die Aktivitäten der beiden Reisenden und des Teams von Monstamovies verfolgen.

Rückblick: Literaturfest am Kollwitzplatz

Ein Rückblick in Bildern …

Verena und unser Stand

Verena an unserem Stand.

VQ am kollwitzplatz

Nochmal.

Nachwuchautor liest

Ein Nachwuchautor liest.

Leuteleuteleute

Besucher waren auch da.

Buchverkauf

Und Bücher haben wir auch verkauft.

Kennengelernt habe ich die beiden netten Verlagsstarterinnen, der Kontakt kam übrigens erstmals via Twitter zustande. Hier ihr Portrait von Voland & Quist.

Das Leipziger Büro

Jetzt habe ich mich endlich etwas eingerichtet im neuen Büro, deswegen hier mal schnell zwei Fotos.

Mein Arbeitsplatz:

Büro

Mein Blick aus dem Fenster:

Blick aus Fenster

Nachtrag: Von unserem Autor Micha Ebeling kam anlässlich des Umzugs folgendes Spontan-Gedicht (aus seiner berühmten Reihe »Manchmal spür´ ick – Lyrik«):

Von Verena weizig
Daß in der Innenstadt von Leipzig
Sind die Verleger fleizig
Mit Büromiete nicht länger geizig
Auf sorbisch „Ebelinger“ heizig
Beim Skatspiel niemals reizig

Bas Böttcher in Dresden und Leipzig

Übermorgen ist Bas Böttcher, Voland & Quists Weltenbummler in Sachen Poesie, ab 20 Uhr zu Gast in unserem monatlichen Leipziger Literatursalon im Horns Erben. Im Gepäck hat er sein gerade erschienenes Buch mit CD »Neonomade«. Übrigens wird der Abend auch der krönende Abschluss der aktuellen Saison 2008/09, denn danach ist erst einmal Sommerpause bis Oktober.

Bereits am Donnerstag ist Bas ab 21 Uhr in der Dresdner Groove Station zu erleben.

Alle die seinen Auftritt im Paris Syndrom vor zwei Monaten zur Buchmesse verpasst haben, müssen sich nun also nicht mehr ärgern und können sich jeweils auf einen gediegenen Abend mit der klangvollen und smarten Böttcherschen Spoken-Word-Poesie freuen.

Bas Boettcher Neonomade Pressefoto Tobias Bohm

Foto: Tobias Bohm

Junot Díaz: Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao

Endlich wieder eine Buchrezension in unserer schönen Rubrik »Stiefbücher«. Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Roman hat mich umgehauen, nicht mal zwei Tage für 384 Seiten, ich konnte ihn einfach nicht weglegen. Es ist eine Familiensaga, ein politisch unkorrekter Immigrationsroman mit einem Schuss Magischem Realismus, dazu etwas Trashkultur und Pop. Junot Díaz hat für »Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao« (Amazon Partnerlink) den Pulitzerpreis 2008 bekommen.

Zum Inhalt:

Alles Negative, was im Leben so passiert, ist für einen Dominikaner erklärbar mit »fukú«, dem Todesfluch. Und der Diktator Rafael Leónidas Trujillo Molina, der die karibische Insel mehr als 30 Jahre lang terrorisiert hat, ist der Hohepriester des Fukú. Alle seine Feinde trifft der Fluch. Logisch, dass so auch der Mord an Kennedy (der mal ein Attentat auf Trujillo befahl) und der Vietnamkrieg (wegen Lyndon B. Johnsons illegaler Invasion der Dominikanischen Republik) erklärt werden kann. Fukú spielt im Roman jedenfalls eine wichtige Rolle.

Oscar ist zu Beginn seines Lebens ein »richtiger Kindergarten-Casanova«, ein typischer dominikanischer Mann (wie der Autor selbst konstatiert), bereits mit sieben Jahren hat er mehrere Freundinnen und ist der verwöhnte Mittelpunkt seiner Familie. Doch nur wenige Jahre später ist der Spaß vorbei: Er wird fett, richtig fett. Und das heißt: keine Mädchen mehr, keine richtigen Freunde, er ist einfach uncool, eine Witzfigur. Ihm bleibt nur die Flucht ins Nerdige: Comics, Rollenspiele und Science Fiction. Dummerweise wird er gleichzeitig von einem unbändigen Verlangen gemartert, er sehnt sich nach Mädchen. Schlimm, dass seine ältere Schwester mit wahrhaft begehrenswerten jungen Frauen befreundet ist, die, wenn sie zusammen joggen gehen, aussehen »wie das Sprinterteam im Paradies für Terroristen«, und deren Gespräche über Jungs und Sex der arme Oscar miterleiden muss. Er flüchtet sich immer mehr in seine Parallelwelt und bringt es darin zu einiger Meisterschaft. Alles scheint darauf hinauszulaufen, dass er der erste männliche Dominikaner wird, der als Jungfrau stirbt.

Der erste Teil des Buches ist schreiend komisch, erst nach und nach entfaltet Juno Diaz dann die gesamte tragische Geschichte von Oscars Familie. Und obwohl der Ton locker und schnodderig bleibt, erfährt man auf diese Weise mehr als genug herzzereißend Trauriges über das Leben in einer fast surrealen, extrem gewälttätigen Diktatur.

Da ist Oscars bereits erwähnte Schwester Lola, die unter der dominanten Mutter Beli leidet und als Teenager von zuhause abhaut. Beli wiederum hat von Kindesbeinen immerzu kämpfen müssen (was sie aber auch hart und willenstark gemacht hat), sie wurde als Kleinkind nach dem Tod der Eltern versklavt, später zum Glück von einer Tante aufgespürt und großgezogen. Dann gerät sie jedoch an einen Gangster, der sich erfolgreich in der Diktatur behauptet. Beli wandert schließlich in die USA aus, wo sie eine Familie gründet: Oscar und seine Schwester werden hier geboren.

Oscars Großvater Abelard ist ein erfolgreicher und berühmter Arzt und entstammt einer der vornehmsten Familien des Landes. Mut zeichnet ihn nicht gerade aus, er hat sich eingerichtet und bleibt unter dem Radar des Diktators. Irgendwann bekommt er jedoch ein ernsthaftes Problem: eine seiner Töchter wird wunderschön – was den Appetit des Diktators entfacht, der alle Frauen im Land quasi als sein Eigentum betrachtet. Zu diesem Zweck beschäftigt er Spione, die ihm junge Frauen aus dem ganzen Land zuführen. Abelard schafft es eine Weile, seine Töchter zu verstecken. Doch als ihn und seine Familie schließlich eine Einladung  zu einer Party eines Nachbarn erreicht, wo auch Trujillo erscheinen soll, ist ihm klar, worum es geht. Ein einziges Mal beweist er Mut – und geht allein. Ein großer Fehler.

Aber ich will hier nicht zuviel verraten. Eine wichtige Rolle spielt noch der Erzähler des Buches namens Yunior, ein bindungsunfähiger Frauenheld, der auch eine Zeitlang mit Oscars stolzer Schwester zusammen ist, diese aber natürlich betrügt. Er und Oscar lernen sich am College kennen, und er versucht ihm dabei zu helfen, endlich seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Ob es klappt, und was im Laufe der Geschichte mit Oscar geschieht, behalte ich hier für mich.

Fazit:

Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao ist ein furioser Roman, spannend, tragikomisch, drastisch, surreal, auch sehr lustig und sprühend vor Sprachwitz. Die Erzählkonstruktion (Rückblenden, Wechsel der Erzählperspektiven und Zeitsprünge) ist komplex, funktioniert aber bestens, die Familiengeschichte ist sehr gut nachvollziehbar. Díaz‘ lakonische, an Slang und Popkultur geschulte Sprache hat mir ebenfalls gefallen. Sehr gut fand ich z.B. die Idee, immer wieder spanisch-dominikanische Slangbegriffe einzuflechten, was die Authentizität erhöht. (Es gibt aber ein umfassendes Glossar). Das Lesen macht jedoch auch fassungslos und traurig, man leidet mit einzelnen Figuren und deren Schicksal. Und nebenbei lernt man kopfschüttelnd ein kleines karibisches Land und seine neuere Geschichte kennen.

Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao - Juno Diaz

Die Zeit hat übrigens eine so schöne und treffende Beschreibung gefunden, dass ich sie abschließend hier zitieren muss:

»Es ist eine Saga, ein monumentaler Familienroman, ein Immigrantenepos, eine von tausend fremden Kulturen aufgeladene, literarische Soap, eine karibische Liebesgeschichte, ein eklektizistisches Wunder: die Story eines Jungen und seiner Schwester, deren Eltern und deren Eltern, eine Geschichte der Dominikanischen Republik und des mörderischen Diktators Rafael Leónidas Trujillo Molina, eine Geschichte von Flüchen, Aberglauben, der Gier nach Sex, eine Geschichte der Landflucht, der neuen und der alten Heimat, des Rassismus, der Demütigung durch Gedemütigte, der Sehnsucht nach Nähe, der Sehnsucht, dass man irgendwann einmal in den Nacken eines Menschen atmen darf, den man liebt: vielleicht nicht mehr in diesem Leben, nicht mehr in diesem … Hier ist magischer Realismus des dritten Jahrtausends, Gabriel García Márquez auf Speed.«

Junot Díaz: Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao (Amazon Partnerlink), Roman; aus dem Englischen von Eva Kemper; Fischer Verlag, 2009; 381 S., 19,95 €

Ein Herz für Blogs

Der Stylespion hat zur Aktion »Ein ? für Blogs« aufgerufen, an der ich mich auch beteiligen möchte. Eigentlich lese ich ja eine Menge Blogs regelmäßig, werde mich aber hier auf jene beschränken, bei denen ich täglich nachschaue, ob es Neues gibt.

herz-fuer-blogs * Ahne

* Schnipselfriedhof

* Literatur-Café

* Clemens Meyer

* klammer auf, klammer zu

* Spreeblick

* Leander Wattig

* Boersenblatt d. dt. Buchhandels

* Buchreport

* ‹elektrolese›

Ich freue mich natürlich auch über weitere Empfehlungen in den Kommentaren. In der Blogosphäre gibt es sicherlich noch viel zu entdecken für mich.

Morgen: Kirsten Fuchs und Volker Strübing in Leipzig

In Voland & Quists Literatursalon im Leipziger Horns Erben begrüßen wir morgen die beiden Autoren von »Nicht der Süden«. Sie werden aus dem Buch lesen und Videos zeigen. Und da die vier Teile der TV-Miniserie gleichen Namens schon auf 3sat liefen (nochmal anzuschauen in der 3sat-Mediathek), werden wir viele neue und bisher unveröffentlichte Szenen zu sehen bekommen.

Los geht es 20 Uhr.

nicht der süden 3 (c) alexander lemke

Foto: Alexander Lembke

Neue Vertriebskanäle

Vor den Feiertagen hatte ich zum dritten mal das Vergnügen zwecks Berufsschule in Leipzig zu weilen. Viel geändert hat sich seit meinem letzten Bericht nicht – man könnt allenfalls anmerken, dass die Ausfälle noch zahlreicher geworden sind. Fächer wie »Programm- und Produktplanung« oder »Datenverarbeitung« fanden diesen Block gar nicht statt, wahlweise, weil der Lehrer chronisch krank oder schlicht kein Geld da ist, um überhaupt einen einzustellen.

So blieb mir bei meiner 24-(Schul-)Stunden-Woche reichlich Zeit für extra-curriculare Aktivitäten wie Zoobesuche (Werktags um 11 ist es noch schön leer), den Botanischen Garten, die Besteigung des Fockebergs (153 m ü. NN), fachliche Weiterbildung oder die Erforschung Ostdeutscher Küche.

Immerhin kam ich diesen Block an die Reihe, meine Verlagspräsentation vor dem kompletten MK-Jahrgang zu halten. Überwältigend waren die Reaktionen, gleich drei Mitschüler kamen im Anschluss nach vorne um Buchbestellungen bei mir aufzugeben. Solche Anerkennung ist doch viel erfreulicher als profane Benotung.

Die Entstehung von Nicht der Süden und Buchverlosung

Ich habe es schon mal angekündigt, nun ist es endlich soweit: Es folgt ein kurzes und unvollständiges Making-of unseres Buches mit DVD zur 3sat-Miniserie »Nicht der Süden« mit Kirsten Fuchs und Volker Strübing. Am Ende dieses Blogposts verlosen wir übrigens ein signiertes Exemplar. Alle Bilder sind von Volker selbst, ein Fotoalbum mit der Reise findet ihr hier.

Schrottplatz auf Seyðisfjörður

Die Geschichte beginnt Mitte April 2008 mit einem Anruf von Lutz, einem der Chefs der jungen Produktionsfirma MonstaMovies, die sich das Projekt »Nicht der Süden« ausgedacht hat (hier die Website dazu). Sie wollten grob verinfacht unsere zwei Berliner Schreibttischtäter auf eine Reise in die wilde Natur schicken und darüber eine schräge TV-Doku für 3sat drehen. Ob wir Lust hätten, ein Buch mit DVD dazu zu veröffentlichen? Das klang gut.

Lutz wendete sich an uns, weil wir Volker bereits verlegt hatten, außerdem waren wir ihm nach eigener Aussage u.a. wegen unserer Fotoalben sympathisch und schienen ihm einfach der passende Verlagspartner zu sein.  Anfang Mai dann ein Kennenlern-Treffen in Berlin, wo uns das ganze Projekt ausführlicher vorgestellt wurde. Es folgten viele Telefonate, E-Mails, ein weiteres Treffen. Anfang Juni hatten wir die Vertragsverhandlungen abgeschlossen (ja, wir sind ein Schnellboot im Vergleich zu großen Verlagstankern!). Wir würden zum Gesamtbudget beisteuern und dafür Bilder und Teile der Sendung für das Buch/die DVD erhalten. Ein finanzielles Risiko war es für uns also auf jeden Fall.

Weiter nach dem Klick:

Doppelt hält besser

Am vergangenen Freitag war ich in Magdeburg bei der Premiere der »Glasmenagerie« von Tennessee Williams am Schauspielhaus Magdeburg, ein Stück mit ganz hervorragenden Schauspielern, sehr empfehlenswert. Dort fand anschließend auch noch eine Lesung der Chaussee der Enthusiasten statt. Zwei auf einen Streich – nicht schlecht, oder? Spaß beiseite, ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, die Enthusiasten (bzw. einen Teil) mal wieder in Aktion erleben zu dürfen.

Hier ein paar Bilder der Lesung mit Jochen Schmidt, Stephan Zeisig, Robert Naumann und Andreas Kampa am Mic (v.o.n.u.).

jochen schmidt und stephan zeisig

schmidt und zeisig

robert naumann liest

andreas kampa

Ab heute: Nicht der Süden auf 3sat

Heute um 20.15 Uhr geht es los: Die Reise-Doku zu unserem Buch mit Kirsten Fuchs und Volker Strübing wird auf 3sat gesendet. Morgen folgt Teil 2, am 26.3. und 27.3. dann Teil 3 und 4.

Eine öffentliches Anschauen gibt es in Berlin im RAW-Tempel unter Anwesenheit der Autoren (s. auch Volkers Blogeintrag).

NDS-6377

Foto: (c) Alexander Lembke

Rückblick Buchmesse Leipzig 2009

Die Eindrücke sind verstaut, die Messenachbereitung so gut wie abgeschlossen – Zeit für den Messerückblick durch die Brille von Voland & Quist, zum Nachlesen und Fotos anschauen:

Tag 0: Mittwoch, 11.03.

Mittags fuhren wir auf das Messegelände und bauten bis Abends zusammen mit einigen Freunden unseren Stand auf.

Standaufbau bei Voland & Quist

Bücher und Autorenfotos

Tag 1: Donnerstag, 12.03.

Auf dem Terminplan standen u.a. Treffen mit Klaus Rabe, dem Chef unserer Auslieferung, Termine mit Taschenbuchlektoren sowie Lesungen von Bas Böttcher und Edo Popović, welcher von Clemens Meyer auf der Leseinsel Junge Verlage präsentiert wurde. Beide kennen und schätzen sich seit einer vom Goethe-Institut organisierten Lesereise. Seitdem verbindet sie eine nicht nur auf offenbar ähnlichem Literaturgeschmack beruhende Freundschaft. Wir konnten Clemens für zwei Lesungen aus Edos neuem Roman »Die Spieler« gewinnen.

Clemens Meyer, Edo Popovic und Sebastian Wolter auf der Bühne der Leseinsel Junge Verlage

Der Terminplan klingt erst mal überschaubar, in der Praxis bleibt aber wenig Zeit für Pausen und Essen, da viele Journalisten, Kollegen, Freunde und Leser auch ohne Termin vorbeikommen. Im Ergebnis springt man also zwischen 10-18 Uhr von einem Gespräch ins nächste. Da hilft einem nur die von Leif kennerhaft bestückte Snackbar über den Tag:

Snacks und Kaffee bei Voland & Quist

Nach 18 Uhr hatten wir ein Treffen mit sieben anderen Indieverlagen, um über eine Vetriebskooperation für das kommende Herbstprogramm zu sprechen und bereits erste Zuständigkeiten und Aufgaben abzustimmen. Mehr dazu zu gegebener Zeit.

Anschließend stürzten wir uns in den Stau Richtung Innenstadt, um zur Lesung von Edo Popović (wieder präsentiert von Clemens Meyer) ins Horns Erben zu gelangen. Es wurde wirklich ein sehr schöner und erfolgreicher Abend: über 100 Gäste, ein gut aufgelegtes Autorenteam und dank Übersetzerin Alida Bremer auch eine aufschlussreiche Diskussion im Anschluss. Nur Edos Stimme machte im Laufe des Abends schlapp, mein Hustenbonbon nützte da nichts. Wir haben die Lesung übrigens aufgezeichnet, in den nächsten Tagen werden wir sie zum Download ins Netz stellen.

Meyer, Popovic und Wolter im schummrigen Horns Erben am 12.3.

Der Abend war wie gesagt sehr gut, aber noch lange nicht vorbei: Gegen Mitternacht traten Volker Strübing und Kirsten Fuchs (neues Buch: »Nicht der Süden« sowie Bas Böttcher (neues Buch: »Neonomade«) in der Moritzbastei bei der Langen Leipziger Lesenacht auf – da wollten wir nicht fehlen.

Volker Strübing und Kirsten Fuchs in der Moritzbastei bei LLL

Bas Böttcher in der Moritzbastei bei der LLL

Weiter nach dem Klick:

Heute Abend: Jochen Schmidt im Literaturhaus München

… beim Warm up zur großen Proust-Ausstellung. Beginn ist 20 Uhr. Mehr Info zur Ausstellung (26.3.-7.5.) hier. Und morgen ist Jochen dann 19.30 Uhr im Literaturhaus Rostock zu erleben. Weitere Termine dort.

jochen schmidt2 (c) tim jockel

(Foto: Tim Jockel)

Nicht der Süden auf Tour

Wir haben eine eine kleine Lesereise anlässlich der Veröffentlichung von »Nicht der Süden« organisiert. Volker Strübing und Kirsten Fuchs werden vorlesen und Videos zeigen:

Montag, 09.03., 20 Uhr Klub der Republik, Berlin (Buchpremiere!), danach Surfdisko mit DJ Lt. Surf

Dienstag, 10.03., 20 Uhr Zakk, Düsseldorf

Mittwoch, 11.03., 20 Uhr, Groove Station, Dresden, anschließend Konzert mit Robert & The Roboters (welche auch für große Teile des Soundtracks der TV-Serie gesorgt haben)

Dann kommen beide nach Leipzig zur Buchmesse, wo dann z.B. am Freitag, den 13.03. (ohoh!), abends im UT Connewitz die große Buchmessefeier stattfinden wird (ebenfalls mit Robert & The Roboters).

nicht der süden 2 (c) alexander lemke

(Foto von Alexander Lembke, alle Rechte vorbehalten)

Morgen: Nicht der Süden im ZDF-Morgenmagazin

Morgen gegen 8.50 Uhr werden Kirsten Fuchs und Volker Strübing live »Nicht der Süden« im ZDF Morgenmagazin vorstellen, als sowohl die 3sat-Sendung als auch unser Buch. (Lesenswert übrigens, was Volker dazu in seinem Blog schreibt.) Eine großartige Sache also.

Es gibt nur einen kleinen Wermutstropfen für uns als Verleger: Das Buch wird erst Anfang nächster Woche ausgeliefert. Vorbestellbar ist es natürlich, in jeder Buchhandlung, bei Amazon oder bei uns. Und jetzt wird es etwas kompliziert: Aus technischen Gründen dauert es etwa 3-5 Werktage, bis neue Titel bei den Zwischenbuchhändlern (Barsortimente) katalogisiert sind. Bei diesen bestellt jedoch jeder Buchhändler (auch Amazon), der das Buch nicht direkt bei unserer Auslieferung bestellt hat, die wiederum die Bücher von der Druckerei bekommt. Direkt bestellende Buchhändler wären also fast so schnell wie wir, die wir ein Kontingent Bücher am selben Tag bekommen wie unsere Auslieferung. Ergo bekommen bei uns bestellende Leser das Buch als Erste, der Rest wird wohl bis Ende nächster/Anfang übernächster Woche warten müssen. Soviel zu einem kleinen Ausflug in die Organisation des deutschen Buchhandels ;-).

nicht der süden

 

Bei der Gelegenheit hier auch gleich die Sendetermine des Vierteilers »Nicht der Süden« auf 3sat:

– 19.03., 20.15 Uhr
– 20.03., 20.15 Uhr
– 26.03., 20.15 Uhr
– 27.03., 20.15 Uhr

Kunst braucht Mäzene

Mit der Aktion »Kunst braucht Mäzene« möchte der befreundete Indieverlag kookbooks auf die präkere Finanzlage künstlerischer Unternehmungen (wie auch kookbooks) hinweisen und zum anderen ganz konkret »Schönheit gegen Geld eintauschen«. Bei der Aktion sollen 10.000 Euro zusammenkommen.

Die KOOKgala am Sonntag, den 1.3.2009 stellt den Höhepunkt der Aktion mit Lesungen, Konzerten und einer Kunstausstellung dar: Es lesen Jörg Albrecht, Jan Peter Bremer, Thomas Hettche, Katja Lange-Müller, Ulrich Peltzer, Tilman Rammstedt, Monika Rinck, Jochen Schmidt u.v.a. Musik kommt u.a. von Jan Böttcher (Herr Nilsson), Fön und Christiane Rösinger (Britta).

Kunstausstellung und Verkauf ab 18.30 Uhr, Lesungen und Konzerte ab 20 Uhr in den Sophiensälen, Sophienstraße 18, 10178 Berlin-Mitte. Karten kosten 25 Euro, ermäßigt 20 Euro, Mäzenatenkarten 50 Euro. Alle Eintrittskarten nehmen automatisch an einer Kunst-Verlosung teil. Beim Kauf eines der ausgestellten Kunstwerke wird der Wert der Eintrittskarte gutgeschrieben.

Hörspiel von Robert Weber auf SWR2

Übermorgen kann man wieder ein Hörspiel unseres Autors Robert Weber im Radio hören: »Heiermann – der letzte seiner Art« – ein «Hörspiel-Feature-Doku-Fiction-Feature-Hörspiel«. Los geht es um 19.20 Uhr auf SWR2 (auch im Kabel oder per Livestream, falls man nicht im Sendegebiet wohnt):

»Angenommen, ein Volk besteht aus zehn Leuten. Zu Beginn besitzt jeder 100 Euro. Insgesamt ist also Bargeld in Höhe von 1000 Euro im Umlauf. Falls einer mal knapp bei Kasse ist, kann er sich vom anderen was leihen und zahlt es ihm zurück, sobald er kann.« Soweit versteht das ja noch jeder, aber jetzt wird’s schwieriger: »Einer von den zehnen, ein gerissener, egoistischer Schweinehund, kommt nun auf die Idee, für verliehenes Geld Zinsen, sagen wir mal in Höhe von zehn Prozent zu verlangen. Die anderen, auch nicht blöd, denken sich, das kann ich auch. Schwupps hat sich die Geldmenge von 1000 auf 1100 Euro erhöht, ohne, dass die 100 Euro überhaupt existieren.« Und weil es ab da eigentlich schon nicht mehr funktioniert, wird es ganz kompliziert. Aber keine Sorge! Unter Anleitung vom guten alten Fünfmarkstück, dem Heiermann, der tatsächlich mehr wert war als er wert war, führen wir Sie durch die aktuelle Finanzkrise.

Regie: Robert Weber
Produktion: SWR 2009
Redaktion: Katrin Zipse

Länge: ca. 25 min.

Frühjahrsvorschau 2009

Anfang dieser Woche wurde unser Programmkatalog für das Frühjahr 2009 an Buchhandel und Presse in Deutschland, Österreich und der Schweiz verschickt. Die Neuerscheinungen in Kürze (mehr Info auf unserer Website dazu bald):

Kirsten Fuchs/ Volker Strübing – Nicht der Süden (s. auch nichtdersueden.de)

Edo Popovi? – Die Spieler

Bas Böttcher – Neonomade

Die Vorschau könnt ihr euch als pdf herunterladen (2,4 MB). Bitte beachtet, dass die Titel Anfang März erscheinen und auch erst dann erhältlich sein werden (vorbestellen kann man sie natürlich schon).

Noch ein Hörtipp

Heute um 22 Uhr läuft auf RBB-Kulturradio Robert Webers Hörspiel “36 dramatische Situationen im Leben des Georg Polti”.

Ein Hyperfiction-Jubiläum lädt zur Gratis-Lektüre

Vor genau zehn Jahren erhielten unser Autor Frank Klötgen und der Programmierer Dirk Günther für die »Aaleskorte der Ölig« von der ZEIT den Pegasus-Preis für deutsche Internetliteratur – und auch nach dieser im Web immensen Zeitspanne gilt das Werk als herausragendes Beispiel für Hyperfiction und multilineare Erzählstrukturen.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der »Aaleskorte der Ölig« stellen wir ab heute für sechs Wochen den auf CD-Rom bei uns erschienenen Hyperfiction-Krimi »Spätwinterhitze« von Frank Klötgen in kompletter Länge online. Hier entlang. Viel Spaß!

»Spätwinterhitze« wurde im Dezember 2004 veröffentlicht, umfasst mehr als 2000 Html-Seiten und wurde vom Autor in rund sechs Jahren Entwicklungszeit erstellt. Bis zum 31. Januar haben alle Krimifans die Möglichkeit, sich virtuell als Detektive zu beweisen – und sollten natürlich auch nicht versäumen, der »Aaleskorte der Ölig« einen Besuch abzustatten.

Markt in München

Wie angekündigt war ich letztes Wochenende im Literaturhaus München beim »Markt der kleinen unabhängigen Verlage«. Hat es sich gelohnt? Ich würde sagen ja. Zwar ist finanziell nicht viel hängengeblieben, aber um unsere Bekanntheit zu steigern sind solche Veranstaltungen sehr nützlich. Das werden wir im nächsten Jahr bestimmt noch ausbauen, andere Kollegen sind da aktiver.

Zumal es Spaß macht, Zeit mit den Kollegen zu verbringen, so oft sieht man sich ja sonst nicht. Auch hatten wir am Samstagabend ein vielverprechendes Arbeitstreffen zu den Themen Vertriebskooperationen und eBooks. Jetzt heißt es nur in den Niederungen des Alltags die Zeit aufzubringen und diese Projekte auch weiterzuverfolgen.

Die Vielfalt bei den kleinen Verlagen hat meinem Eindruck nach viele Besucher neugierig gemacht und sogar begeistert. Bis hin zu der Aussage, dass wir solche »Märkte« in den Literaturhäusern ganzen Land machen sollten, damit die Leute uns kennenlernen können, wenn der Buchhandel schon nicht dafür sorgt. (Man kann das nicht pauschalisieren, ich weiß, aber so wurde es gesagt. Der Vorwurf trifft ja auch eher die großen Ketten.)

Hier noch ein paar Bilder aus dem Literaturhaus: Unser »Verlagsstand« und zwei Marktimpressionen.

Buchtisch von Voland & Quist

Besucher im 3. OG

Besucher II

Andere Bücher braucht das Land 2008

Das stimmt sicherlich, aber so lautet auch das Motto des »Markts der kleinen, unabhängigen Verlage« im Münchner Literaturhaus, der am kommenden Wochenende zum zweiten Mal nach 2006 stattfindet (siehe mein damaliger Erfahrungsbericht hier). Ich werde morgen auch hinfahren und Voland & Quist mit einem Stand vertreten … und freue mich natürlich über Besuch ;). Hier mehr Info zur ganzen Veranstaltung.

Neben uns sind die üblichen Verdächtigen der jüngeren Independent-Verlagsszene dabei, also Blumenbar, kookbooks, Verbrecher usw., aber auch einige »gestandenere« (wenn man das so sagen kann), z.B. die Friedenauer Presse oder Faber & Faber, sodass es statt 13 Verlagen (2006) jetzt 27 sind. Vielleicht eine Art repräsentativer Querschnitt der kleineren unabhängigen Verlage. Hier die Liste der Teilnehmer.

On-Video-Award für Marion Pfaus

Unsere Autorin Marion Pfaus aka Rigoletti wurde am Sonntag beim Exground Filmfestival mit dem On-Video-Award für ihren »16:9 FULL HD-Film« ausgezeichnet. Wir gratulieren!

Hier gibts auch sofort die Kurzfassung, die Langfassung auf rigoletti.de.

[youtube toyWpJF1mGM]

Kunstförderpreis der Stadt Augsburg an Lydia Daher

Lydia Daher wurde der mit 3000 Euro dotierte Kunstförderpreis der Stadt Augsburg in der Sparte Literatur zugesprochen. Liebe Lydia, herzlichen Glückwunsch auch von uns! Aus der Begründung der Jury:

»[Lydia Daher ist] eine weit fortgeschrittene, sprachmächtige und gestaltungsstarke poetische Stimme unserer Tage.«

Die offizielle Preisverleihung findet am 20.11. um 19.30 Uhr im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses statt.

lydia daher

(Foto: Gerald von Foris)

Und hier gehts zu ihrem Gedichtband »Kein Tamtam für diesen Tag«, der im Frühjahr dieses Jahres bei uns erscheinen ist.

Edubba

Nachdem im August meine Ausbildung offiziell begonnen hat, folgte Ende September Phase 2 – das erste Mal Blockunterricht in Leipzig.

Für das erste Schuljahr habe ich mich im Internat des Deutschen Buchhandels untergebracht. Wie sich herausstellt, befindet sich dieses in einem der hintersten Winkel Leipzigs, die Anreise zur Schule verschlingt jeden Morgen eine satte dreiviertel Stunde. Idylle hin oder her, aufstehen vor 6 Uhr ist so gar nicht mein Ding.

Als kleinen Trost geht es in der Schule geruhsam los. Wir spielen Kennenlernspiele – viele davon. Die diversen Fächer werden vorgestellt. Der Unterricht fällt öfter mal aus. So bleibt uns immerhin Zeit, Leipzig zu erkunden.

So tröpfeln die Wochen recht schnell dahin, in der letzten Woche schreiben wir noch drei kleine Tests (Klassenschnitt: 1,x) und erhalten für unsere Photoshopbemühungen eine erste Note (Klassenschnitt: 1,0).

Dafür habe ich also die Frankfurter Buchmesse verpasst. Nachdem ich letztes Jahr schon als einsame Praktikantin das V&Q-Büro hüten musste. Das Leben ist nicht fair :(

Rückblick Frankfurter Buchmesse 2008

Hier ein kurzer bebilderter Bericht von der Buchmesse Frankfurt (15.10.-19.10.) – ganz subjektiv durch die Brille von Voland & Quist und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Tag 0 (Dienstag)

Von Berlin ging es für mich nach Frankfurt, dort vom Bahnhof sofort zur Messe. Co-Verleger Leif und Lektor/Helfer Stephan sind bereits am Stand.

Und hier erwartet mich die Buchmesseausgabe der Frankfurter Rundschau, wo »Schmidt liest Proust« als »die abgefahrenste Publikation des Herbstes« bezeichnet wird. Und: »… die Verleger von Voland & Quist sollten dafür einen Orden bekommen.« Sowas hört man doch gerne ;).

Standaufbau bei Voland & Quist geht so: Molton-Stoff zuschneiden und auf die Wände kleben, Poster aufhängen, Plots anbringen, Regale einhängen, Bücher aufstellen, Tisch mit Kühlschrank aufbauen, alles Mögliche an Zeug verstauen, fertig.

Standaufbau

der Buchmessestand von Voland & Quist

Danach in unsere Unterkunft und gegen 22 Uhr in Abendgarderobe zum Frankfurter Hof, wo der Empfang des Berlin Verlags stattfindet. Im Frankfurter Hof versammelt sich während der Messe jeden Abend alles, was in der Buchbranche Rang und Namen hat. Es ist auch heute brechend voll, Literaturprominenz wo man geht und steht. Der Wein ist sehr gut, gratis und wird eifrig von den Kellnern nachgeschenkt. Man trifft diesen und jenen. Irgendwann gehen wir dann nach Hause. Puh, haben wir das also auch mal erlebt.

Und weiter gehts zu Tag 1

Robert Weber nominiert für Prix Europa 2008

Vom 18. bis 25. Oktober 2008 findet die 22. Austragung des PRIX EUROPA in Berlin und Potsdam statt. In der Kategorie »Beste Folge einer Serie« ist unser Autor Robert Weber mit einer Folge seiner Hörspielserie »Vom Vergessen der Zeit« (welche von der Filmstiftung NRW gefördert wurde) nominiert. Wir drücken dir die Daumen!

Der PRIX EUROPA zeichnet jedes Jahr u.a. die besten europäischen Fernseh- und Radio-Produktionen aus, um sie in Europa bekannt zu machen und ihre Verbreitung und Nutzung zu unterstützen.

Robert Weber

Bücher im Herbst

Seit heute werden unsere drei Neuerscheinungen ausgeliefert, offizieller Erscheinungstermin ist der kommende Montag. Lese- und Hörproben haben wir wie immer auf unsere Website gestellt. Hier das Herbstprogramm in Kürze:

1. Jochen Schmidt – Schmidt liest Proust

Jochen Schmidt hat ein halbes Jahr lang täglich 20 Seiten von Marcel Prousts modernen Klassiker »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« gelesen und darüber in einem Blog berichtet. Seine tagebuchartigen Aufzeichnungen zu Leben und Alltag sind an sich schon spannend genug, aber auch die Nacherzählung und Kommentierung des gelesenen Textes sind absolut lesenswert. Ein ungewöhnliches Buch, mir hat die Arbeit daran sehr viel Freude gemacht.

Jochen Schmidt - Schmidt liest Proust

Hier eine Hörprobe: Jochen Schmidt liest den 55. Tag seiner Aufzeichungen.

[audio:https://www.voland-quist.de/proben/hoerproben/proust_mp3/jochenschmidt_schmidtliestproust_55tag.mp3]

2. Nora Gomringer – Klimaforschung

Nach den Sprechtexten in »Sag doch mal was zur Nacht« aus dem Frühjahr 2006 nun endlich der neue Gedichtband von Nora. Lyrischer und auch persönlicher als der Vorgänger und eine Entdeckungsreise in die verschiedenen Facetten ihrer Dichtkunst. Dazu mit einer randvoll gepackten CD mit (fast) allen Texten des Buches.

Nora Gomringer - Klimaforschung

Als Hörprobe das Gedicht »Dich aus dem Leben lösen«:

[audio:https://www.voland-quist.de/proben/hoerproben/klimaforschung_mp3/noragomringer_klimaforschung_dichausdemlebenloesen.mp3]

3. Andreas »Spider« Krenzke – Imbiss wie damals

Ebenfalls ein Nachfolgeband: Wer sein Solo-Debüt »Im Arbeitslosenpark« mochte, wird auch dieses Buch mögen. In Spiders Geschichten werden auf ganz eigene Art und Weise Humor und Gesellschaftskritik mittels origineller Einfälle und skurriler Protagonisten kurzgeschlossen.

Spider - Imbiss wie damals

Als Hörprobe die Geschichte »Und die Frauen singen ein altes Volkslied oder Wie ich mir Intelligentes Design vorstelle«:

[audio:https://www.voland-quist.de/proben/hoerproben/imbiss_mp3/spider_imbisswiedamals_intelligentesdesign.mp3]

Volker Strübing bei den Vorlesern

Ein kurzer Programmhinweis: Volker Strübing wird am kommenden Sonntag ab 20.05 Uhr in der Reihe »Die Vorleser« auf WDR 5 zu hören sein. Gesendet wird ein Live-Mitschnitt aus dem Pantheon in Bonn vom 8.9. Mit dabei sind außerdem Horst Evers und Dietmar Wischmeyer, moderiert wurde das Ganze (zum letzten Mal) von Jess Jochimsen. Mehr Info zur Sendung hier.

Reinhören, es lohnt sich.

Rückblick Buchvorstellung “Der lange Weg nach Wien”

Gestern Abend präsentierten wir im Kaffee Burger wie angekündigt unsere erste Neuerscheinung des Herbstes: das EM-Buch Der lange Weg nach Wien. So richtig voll war es zwar nicht, aber die Herausgeber und fast alle Autoren waren da und haben einen ihrer Texte vorgelesen. (Uli Hannemann und Jochen Schmidt kamen zwar später – aber dafür vom Fußballtraining mit der Autorennational-mannschaft direkt auf die Bühne … sehr passend). Spaß hat’s auf jeden Fall gemacht, vor allem auch, die Autoren/Herausgeber endlich einmal kennenzulernen, mit denen man vorher nur telefonisch oder per eMail Kontakt hatte.

Stellvertretend für alle hier Fotos von Ahne, Jochen Schmidt und Bernadette La Hengst auf der Bühne des Burger.

Ahne im Kaffee Burger

jochen schmidt

bernadette la hengst im kaffee burger

Rückblick kleine Verlage am Wannsee

Schön wars am vergangenen Samstag: der Ort (LCB), der entspannte Austausch mit den Kollegen, das Wetter … wir freuen uns aufs nächste Jahr.

Ahne war auch da und hat etwas vorgelesen …

Ahne liest am Wannsee

… und vorgesungen.

Ahne singt am Wannsee

Seepanorama mit Verlagsständen:

Blick auf den Wannsee beim LCB

Und in ein paar Stunden gehts für uns wieder nach Berlin ins Kaffee Burger.

Kleine Verlage am Großen Wannsee 2008

Am kommenden Samstag (15-22 Uhr) findet auf Einladung des Literarischen Colloqiums Berlin (LCB) die dritte Auflage der kleinen und feinen »sommerlichen Gartenmesse« mit ausgewählten Verlagen aus dem deutschsprachigen Raum statt. In entspannter Atmosphäre gibt es am Berliner Wannsee wieder Independent-Verlage und -Autoren zum Anfassen.

Wir sind auch vor Ort, um 15.30 Uhr wird außerdem Ahne am Verlagsstand lesen. Weitere Verlage sind: A1 (München), Berenberg (Berlin), Blumenbar (München/Berlin), Dörlemann (Zürich), Urs Engeler (Basel), Jung & Jung (Salzburg), kookbooks (Idstein/Berlin), Liebeskind (München), Luftschacht (Wien), Mairisch (Hamburg), Matthes & Seitz (Berlin), Max Marek (Berlin), Rogner & Bernhard (Berlin), SH-Verlag (Köln), Supposé (Berlin), Verbrecher (Berlin) und Weissbooks (Frankfurt).

Mehr Informationen zu der Veranstaltung findet ihr beim LCB, einen kurzen Bericht von unserer letzten Teilnahme 2007 hier.

Nicht der Süden II – Vorbereitungen

Volker Strübing und Kirsten Fuchs sind nun schon eine Weile auf dem Weg in Richtung Arktis. (Vor ein paar Wochen habe ich hier schon einmal darüber berichtet.) Zur Erinnerung: Beide Schriftsteller sind auf einem Schiff sechs Wochen und 10.000 Seemeilen im Hohen Norden unterwegs und werden von einem Filmteam begleitet. Das Ergebnis wird dann auf 3sat zu sehen und als Buch mit DVD bei uns zu kaufen sein. Titel: Nicht der Süden.

Letzte Lebenszeichen von Volker wurden in seinem Blog gesichtet: Sturmimpressionen aus dem Skagerrak (hier), Fotos von den Färöer-Inseln (hier) und eine spektakulär bebilderte heutige Meldung aus Island hier.

Trotzdem möchte ich hiermit noch zwei vor der Reise gedrehte Videos nachreichen: Volker und Kirsten bei der Vorbereitung auf ein mögliches Eisbärentreffen. In einer Schießbude!

[youtube cSj9wad58GY]

Und beim Einkaufen von arktistauglicher Kleidung in Berlin:

[youtube pjG_-IquRxE]