„Susann Rehleins versaute Hausapotheke“ – ein Buch, das jede*r braucht, der die Kunstder Selbstbehandlung mal ganz anders erleben will. Mit Augenzwinkern und viel Charme führt uns Susann Rehlein durch die etwas „spezielle“ Welt der Heilmittel, die sicher nicht in Omas Arzneischrank zu finden sind.
In diesem Blogbeitrag verraten wir drei freche Auszüge aus diesem witzigen Ratgeber – garantiert ohne Nebenwirkungen.
Bleibt gespannt, denn im Frühjahr 2025 legt Susann mit ihrem neuen Werk noch einen drauf!
Neustart
Mein Traum ist es, in einem warmen Raum nackt mit einem Mann, den ich schön finde, vor einem breiten Bett (ohne Kissen, ohne dicke Decken) zu stehen. Und zwar komplett unwissend, neu im Sexbusiness. Mit all unseren Ängsten und unserer Scham und unserer Neugier aufeinander. Wir wissen nicht, was wir machen sollen, von Vorspiel, Penetration und Zigarette danach haben wir noch nie gehört. Wie schön müsste sich das anfühlen: körperlich sein, geil sein, dann zärtlich und ganz aufmerksam und still, dann wieder feurig – und alles ohne Agenda, ohne dass einer von uns meint, abliefern zu müssen – stundenlang. Was tun wir uns eigentlich gegenseitig an? Männer, die nur reinwollen und sich einen Orgasmus erruckeln, Frauen, die angepisst sind angesichts nicht stabiler Erektionen. Spinnen wir alle miteinander? So viel Druck, so viel Ärger. Kann nicht Sex heißen: Wir gehen miteinander ins Bett und schauen, was passiert? Natürlich muss man für ein bisschen Feuer sorgen, sonst passiert Netflix. Aber ansonsten? Lasst die Körper frei, denen fällt schon was ein.
Praxistipp Neustart
Wer das gerade beschriebene Setting so attraktiv findet wie ich, kann das doch vielleicht mal mit seinem Partner, seiner Partnerin ausprobieren. Eventuell wäre es hilfreich, Penetration für die ersten paar Male auszuschließen, dann schmiegt der Penis sich vielleicht in eine Achsel, eine Vulva knutscht mit beiden Knien abwechselnd, und man floatet mit seinem Partner, seiner Partnerin so rum. Nicht vergessen tief zu atmen, damit Energie im System ist und was passieren kann. Vielleicht Musik anmachen, die zwischen ruhig und feurig wechselt, dann kann man entsprechend mitschwingen.
Männer in Uniform
Gerade zeigt mir Facebook, wenn ich ein bisschen pausenprokrastiniere, die spannendsten Fluchtszenen aus den Bourne- Filmen. Ich hab keinen der Filme je gesehen und werde mir wohl auch keinen angucken. Was in meinem Leben länger als eine Stunde dauert, sollte ein anderes Niveau haben. Deshalb übernachtet auch keiner bei mir, der nicht wirklich, wirklich zärtlich ist. Ich hab so lange nicht gut gelebt und mich mit halbherzigen Begegnungen zufriedengegeben. Ich hab keine Zeit mehr zu verschwenden. Matt Damon mit seinem Babyface ist nicht unbedingt der Traum meiner schlaflosen Nächte. Der erinnert mich an mich selbst: Ausstrahlung wie Malzkaffee, aber kann dann überraschenderweise schießen. Er ist nicht wiederzuerkennen, sobald er eine Waffe in der Hand hat. So viel Energie und Leidenschaft! Diese Dreiminutenschnipsel machen mich regelrecht heiß, ich kann es nicht anders sagen. Gebannt sitze ich vor dem Bildschirm und sabbere vor mich hin. Männer wie dieser David Bourne kommen in meinem Leben leider viel zu selten vor. Männer im beigen Strickpullover? Nee, Männer, die sämtliche Probleme, die das Leben ihnen vorsetzt, ohne Murren und Knurren in Angriff nehmen und umgehend aus der Welt schaffen. Leider sieht man es, wie gesagt, von außen nicht. Aber inzwischen hab ich das Gefühl, wenn jemand auf Bumble oder OkCupid ist, um eine Frau fürs Leben zu finden, ist er nicht so der Problemlösungsexperte. Da findet man zwar Sex ohne – 38 – – 39 – Ende, aber doch keine tragfähige Beziehung! Seid ihr doof? Die, die da sind, kann ich also schon mal ausschließen. Ich mache einfach das Internet zu und nehme mir in Bars und auf der Straße die Verbliebenen vor. Aber es ist nicht leicht. Hipster und Hopser, wo ich hingucke. Die, die es draufhaben, die für sich sorgen können und erwachsen und gereift sind, sitzen wahrscheinlich irgendwo unglücklich auf der Couch, und eine Frau hat abgeschlossen und den Schlüssel sicher verwahrt, weil sie genau weiß, was sie an ihrem Mann hat. Nach zwei Negroni verfalle ich auf Uniformen. Uniformen sind irre sexy – Krankenhaus, Feuerwehr, Flugwesen –, auch wenn ich diesbezüglich keinen Fetisch hab. Nee, es ist so, es ist ganz klar: Männer, die eine Uniform tragen, machen beruflich nichts mit Medien oder Meditation, mehr muss ich gar nicht wissen. Sie sind pünktlich und zurechnungsfähig. Sie kommen infrage. Man kann mit ihnen in ein Lokal gehen und muss nicht das billigste Gericht bestellen oder sie einladen, wofür sie einen dann auch noch hassen. Selbst wenn diese Uniformträger in Berlin leben, sind sie emotional stabil und müssen nicht die Demütigung in alle Richtungen projizieren, dass sie es zu nichts bringen werden auf der Handpan oder im Guruwesen.