Matthias hat gestern einen lesenswerten Artikel über das Vermarkten von Büchern im Internet gepostet. Er hat dazu ein paar witzige Kategorien gefunden: »Verlage 1.0« (z.B. Suhrkamp, mit klassischer Nutzung des Webs) vs. »Verlage 2.0« (solche, die z.b. bloggen oder virale Marketingkampagnen übers Netz lancieren). In den Kommentaren hat sich dann eine kleine, aber recht kontroverse Diskussion um die Zukunft von Verlagen entwickelt, mit einigen interessanten Ansätzen. Werden Verlage »Verlags-Communities«? Oder vermarkten sie ihre Bücher künftig vor allem auf Community-Plattformen Dritter? Wir werden sehen.
Autoren wie der bloggende Paulho Coelho werden übrigens augenzwinkernd als »Autoren 2.5« bezeichnet. Ob jetzt in diesem Fall der Verlag dahintersteckt, weiß ich nicht, aber dass ein Autor bloggt erscheint mir nur folgerichtig. Das ist für den größten Teil der Leser sicherlich auch interessanter als ein Verlagsblog.
Irgendwie passend zum Thema (»Zukunft der Verlage«): Auf dem Branchenportal boersenblatt.net erschien vorgestern ein Interview mit Franziska Hildebrandt, der Leiterin der Rechtsabteilung beim renommierten Campus Verlag. Sie erzählt, wie schwierig es ist, an die digitalen Rechte von Büchern zu kommen, selbst wenn man mit den Lizenzgebern schon lange zusammenarbeitet. Sicherlich auch ein Grund, warum sich Verlage schwertun mit eBooks. Da muss vieles neu ausgehandelt werden. Auch die Honorabrechnung von Autoren wird thematisiert und stellt sich nicht ganz so einfach dar (und wie dann erst bei einer Bücherflatrate!)
Im Übrigen nennt sie ein paar Zahlen, die ich sehr aufschlussreich finde: Campus digitalisiert nämlich bereits 80% seiner Titel, trotzdem rechnen sie bis 2016 nur mit einem Umsatzanteil von 10% (!) für ihre eBooks. Diese Zahl erscheint natürlich sehr niedrig. Man sollte aber schon davon ausgehen, dass Campus einige Erfahrung auf dem Gebiet hat und deshalb das ganze halbwegs realistisch einschätzen kann (einen massentauglichen eBook-Reader werden sie bei diesem langen Zeitraum ja eingeplant haben). 10% ist jedenfalls alles andere als eine Revolution des Leseverhaltens.
2 Kommentare
Ich glaube, das Thema E-Books ist ein klassisches „Long Tail“-Thema. Es gibt kein Standardformat (pdf allein kann die Lösung nicht sein), aber ein Potenzial, dass vielleicht größer ist, als mancher glaubt – wenn man denn in der Lage ist, den Markt richtig anzusprechen. Hierfür gibt es in den USA ein interessantes Beispiel: http://www.manybooks.net. Im Prinzip eine Ein-Mann-Show, gibt es dort vor allem die Projekt-Gutenberg-Titel als E-Books zum herunterladen. Jedes Buch allerdings in über 20 (!) verschiedenen Formaten (vom pdf bis zum iPhone ist da alles dabei). So sind von Januar bis September über 3 Millionen (!) Downloads auf der Plattform zusammengekommen. Die Hälfte davon als pdf, die andere Hälfte verteilt über die restlichen Formate. Es lohnt sich, da mal vorbeizuschauen und sich die Statistiken anzusehen.
hi ralf, danke für den kommentar. das ist schon ein tolles resultat, nur sollte man nicht vergessen, dass bei klassikern per se das interesse (hier damit auch: traffic) sehr hoch ist. ob sich die zahlen 1:1 auf einen „normalen“ verlag übertragen lassen, wage ich aber doch zu bezweifeln. vor allem dann, wenn man für die inhalte bezahlen muss.
10-20% umsatzanteil in den nächsten 10 jahren halte ich ebenfalls für realistisch.